Diskussion über alle möglichen Themen

Deutschlands Esskultur

Beitragvon plankton » 15 Mai 2005 23:07

Wie können wir dagegensteuern?
In dem wir unseren Kindern das vermitteln was viele nicht mehr tun. Ihnen den unverfälschten Geschmack von Lebensmittel in der Alltagsküche vermitteln. Das dies fruchtet sehe ich bei meinen eigenen dreien. Auswärts essen bei Schulkollegen, wenn sie heimkommen, der Tenor ist meist der gleiche, bei uns schmeckts viel besser. Oder auch im Restaurant, so klein sie noch sind, sie merken den Unterschied.
Hab beim campen mal Stocki ausprobiert, keiner von uns hats gegessen, da kannst du genauso gut Pappe nehmen und drauf kauen, das Geschmackserlebnis ist in etwa das selbe.
In meinem Kollegenkreis stehe ich mit meiner Meinung ziemlich allein auf weiter Flur. Bei den meisten muss es schnell gehen, ne Tüte in die Mikrowelle ist das ganze Kocherlebnis.
Ich könnte das nicht, es gibt nichts schöneres. als in der Küche zu stehen und das Ausgangsnahrungsprodukt in den Händen zu spüren, es zu riechen, es zu bearbeiten und zu sehen, mitzuerleben wie etwas ganz anderes daraus wird.
Ich finde es einfach enorm wichtig unserer nächsten Generation dieses Bewusstsein wieder mit auf den Weg zugeben.

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Beitragvon Neele » 15 Mai 2005 23:29

Hallo,

dieses Thema ist genau mein Thema. 8)

Wir sparen nicht am Essen. Kaufen nicht beim Lidl, nicht beim Aldi und schon gar nicht essen wir Fast food. Fleisch essen wir relativ selten, da wir Biofleisch kaufen. Da das Kilo Rind- oder Putenfleisch 21 Euro kostet und wir keine Millionäre sind (noch nicht :P ) leisten wir uns das nur ca. alle 6 - 8 Wochen. Wir vermissen es auch nicht.

Fertiggerichte gibt es bei uns auch nicht. Wir mögen keine Chemie im Essen. 8) Gemüse und Obst kaufe ich auch nur saisonal, das heißt: Keine Zucchini, Auberginen etc. im Winter, sondern nur dann, wenn Saison ist. Nachdem aufgedeckt wurde mit wieviel Chemie das Gemüse verseucht ist das aus Spanien das ganze Jahr über kommt, verzichten wir darauf auch sehr gerne. Ich wüsste auch nicht, warum ich Erdbeeren im Winter essen muss. :shock:

Somit ist unsere Speisenkarte das ganze Jahr über sehr eingeschränkt. Aber ich finde, das ist ja auch die Kunst, trotzdem etwas Leckeres zu kochen. Da wir einen einfachen Geschmack haben, soll heißen, wir mögenz.B. keine Gambas, keine Austern, Kaviar und das ganze Zeugs, vermissen wir auch nix. Und ich glaube auch, dass wir unserer Gesundheit mit unserer Ernährung einen großen Gefallen tuen. 8)
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Beitragvon plankton » 15 Mai 2005 23:29

Möchte noch ein kleines Beispiel anfügen, dass es nie zu spät ist, Kinder oder Jugendliche auf den Geschmack von natürlichem Essen zu bringen.

Ich war letztes Jahr als Köchin in einem Konfirmandenlager dabei. Das sind 14-16 jährige Jugendliche. Die Lagerleiterin sagte mir im Voraus, es sei ein etwas undankbarer Job, ich dürfe nicht auf Lob hoffen. Das hat mich aber nicht davon abgehalten ohne Büchsen, ohne Instantsaucen und so weiter zu kochen. Auch das Brot hab ich selbst gebacken. War zwar eine riesen Arbeit, doch all die Reaktionen der Jugendlichen waren Lohn genug dafür. Keine dankbarkeit bei den Jugendlichen? Denkste! Das schönste Lob kam von zwei Mädchen die sagten sie hätten ein Problem, wenn sie daheim seien müssten sie den Müttern verklickern sie müssten besser kochen und vor allem natürlicher :lol: . Diese Aussage hat mich doch überrascht, aber auch sehr gefreut.

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Beitragvon Neele » 15 Mai 2005 23:33

Ich habe auch noch was anzufügen:

Ich backe selbstverständlich alles selber: Brote, Brötchen, Stuten, Pizzateige, Kuchen usw. Man kann sich vorstellen, dass ich hiermit ziemlich beschäftigt bin, denn nebenher gehe ich auch noch arbeiten. Göga ist außerdem ein sehr guter Essen, das heißt, so ein lecker Brot hält maximal 3 Tage. :)

Noch etwas ist mir eingefallen: In Köln gibt es ein Restaurant, in dem werden Speisen nicht gewürzt. Der Küchenchef ist der Meinung, dass das natürliche Aroma der Speisen ausreichend ist. 8)
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Beitragvon loehae » 16 Mai 2005 00:17

rnsnbrmpf hat geschrieben: (muß ich eine schon glitschige Zwiebel zu überhöhten Preisen gut finden, nur weil sie Bio ist?

UND ist sie überhaupt BIO ? Was aber ein anderes Thema ist .

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Beitragvon loehae » 16 Mai 2005 00:21

Neele hat geschrieben: Der Küchenchef ist der Meinung, dass das natürliche Aroma der Speisen ausreichend ist. 8)

So sie denn welches haben , was schon wieder eine gute Qualität voraussetzt, die ihr Geld kostet, so dass sich die Katze in den Schwanz beißt !

Ich bin weg !
Gute Nacht
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Beitragvon kreinzru » 16 Mai 2005 06:49

Neele hat geschrieben:soll heißen, wir mögenz.B. keine Gambas, keine Austern, Kaviar und das ganze Zeugs, vermissen wir auch nix.


Schönen guten Morgen Neele !

Das was Du hier beschreibst ist auch so in etwa meine, bzw. unsere Linie ! Aber in einem Punkt muß ich Dir widersprechen !
Zu einer etwas raffinierten Küche brauche ich nicht unbedingt Gambas, Austern .... usw. !
Aber was sag ich Dir ! Deshalb ist man ja auch in einem Kochclub, um neue, bzw. andere Zubereitungsarten kennenzulernen !
Das kann bei der richtigen Zubereitung von Risotto beginnen und bei einer raffinierten Sauce enden !
Oder ganz profan ! Das Wiener Schnitzerl ! Welch ein Unterschied, wenn man die Tricks der richtigen Zubereitung kennt ! Etc., etc .... !

Liebe Grüße und noch einen angenehmen Feiertag !

Rudi K.
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Beitragvon kreinzru » 16 Mai 2005 07:03

plankton hat geschrieben:Wie können wir dagegensteuern?

Hallo Evelein !

Da haben wir , die Österreicher dagegengesteuert ! (Wenn ihr Papst seid, dann können wir auch die "österreichischen Köche" sein !) Ja, es waren Ösiköche, die in´s Nachbarland Eßkultur exportiert hatten !
Mittlerweile gibt es natürlich eine Menge an deutschen Spitzenköchen und vielerortens auch t(d)olle Restaurants !
Aber mühsam aufgebautes, und da sind wir uns einig, wird von importierten, amerikanischen Eßgewohnheiten wieder zerstört ! Auch bei uns in Österreich !
Und bevor sich jetzt wieder ein paar Konservative aufplustern ! Da kann der Bush nun einmal nichts dafür ! Wollt ich nur sagen !

Liebste Grüße

Rudi K. der Meckara !

PS: "Evelein" war ein Tippfehler ! Hat mir aber gefallen und so habe ich es einfach stehen gelassen !
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Beitragvon Cayenne » 16 Mai 2005 08:02

tecy hat geschrieben:

Kochen ist Kunst und Kunst ist nicht superlativ.und sag mir mal jemand ´das Champaniier schmeckt oder kaviar oder was weiß ich was.


Hi tecy,

mir schmeckt Champagner sehr gut, Kaviar weniger.
Aber der Satz: Kochen ist Kunst" - der gefaellt mir, denn es stimmt. Leider sehen es die Bosse nicht so, hatte deswegen oft aerger wenn ich mehr Gehalt forderte. Deswegen schmiss ich auch "Kunstwerke" aus Butter (eigentlich Pastry Margarine) weg, da mein letzter Boss nichts wissen wollte von Kunst.
Das Motto heutzutage lautet: wie kann man mehr Geld machen !!! :shock:

LG
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Beitragvon kreinzru » 16 Mai 2005 09:35

Cayenne hat geschrieben:[Das Motto heutzutage lautet: wie kann man mehr Geld machen !!! :shock:
LG Cayenne


Hi Cayenne !

Ja, das ist ein trauriges aber auch weltweites Phänomen ! Diese Krämerseelen gibt es überall ! Ein Großteil der "Bosse" sind ja ohnehin mehr präpotent als kompetent !
Es gibt aber gottseidank auch andere Beispiele !
Das Das Wirtshaus am Pogusch ist so eines ! Die "Wirtsleute", die Familie Reitbauer, in unmittelbarer Umgebung von mir beheimatet, haben mit einer Gaststätte in Wien begonnen, daraus den bekanntesten Gourmettempel Österreichs, das "Steirereck" gemacht, um dann in der alten Heimat auf dem Pogusch in 1000m Seehöhe, "Das Wirtshaus am Pogusch" zu erschaffen !
Du kannst Dir vorstellen was das an Neidern und Unkern auf den Plan rief ! Aber die Familie Reitbauer hat allen begreiflich machen können, daß das auch ihre Chance ist, aus dem Dornröschenschlaf in der sich diese wunderschöne Gegend befand, aufzuwachen ! Alle Bauern um den Pogusch haben Jausenstationen eingerichtet die bestens florieren; die Gasthöfe im Umkreis von 20 km haben ihre Betriebe renoviert und "Romantikzimmer" (eine Idee der Reitbauers) eingerichtet; die Cafes und Ausflugsstationen haben Umsatzzuwächse von bis zu 500 und mehr Prozenten zu verzeichnen !
Auch nach nun 6 Jahren kannst Du nur auf Vorbestellung einen sicheren Platz im gar nicht kleinen "Wirtshaus" ergattern ! Da findest Du (darauf hatten es die Hausleute von Haus aus abgesehn) Menschen aller Gesellschaftsschichten ! Prominenz aus aller Herren Länder und der ganz normale Arbeitnehmer sitzen da Tisch an Tisch ! Oder prosten sich "Face to Face", an einer der gemütlichen Theken im Lokal oder im Gastgarten zu !
Die haben "Kohle" gemacht und machen weiter "Kohle" ! Aber über Qualität; über die Kunst zu wissen was der Kunde erwarten darf, aber vor allem über die Kochkunst !
Schade daß Du dieses Beispiel wahrscheinlich nicht kennenlernen wirst !

Liebe Grüße aus der leider verregneten Steiermark !

Rudi K. der Schriftstella
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Beitragvon Neele » 16 Mai 2005 12:16

Rudi, freut mich, endlich mal jemanden kennenzulernen, der auch so denkt und handelt wie wir. Ist nämlich äußerst selten.

Was habe ich darüber schon im Bekanntenkreis diskutiert. Über diese ganze Aldi- und Lidl-"Kultur", dieses Fertigzeugs oder das importierte Gemüse, das mehr Chemie hat als sonst noch was. :? Tomaten, die in Spanien grün geerntet werden, um dann hier im karton nachzureifen. Baaah, was soll daran gesund und lecker sein? :shock:
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Beitragvon loehae » 16 Mai 2005 18:15

Neele hat geschrieben: oder das importierte Gemüse, das mehr Chemie hat als sonst noch was. :? Tomaten, die in Spanien grün geerntet werden, um dann hier im karton nachzureifen. Baaah, was soll daran gesund und lecker sein? :shock:

Hi Neele !
Diese Machenschaften gibt es in Deutschland aber auch. Ich weiß es definitiv von den Erdbeerbauer, die ihre Produkte spritzen, was das Zeug hält, damit sie nicht faulen, oder keine Schädlinge bekommen, selbst im integrierten Anbau wird davon Gebrauch gemacht, nur etwas weniger.
Ebenso ist mir bekannt, dass man Äpfel ständig besprüht, damit sie gerade nicht so schnell reifen und man sie noch Monate nach der Ernte als frisch empfindet. Solche Dinge gibt es also auch in Deutschland. Man kennt sicher nur die Spitze des Eisbergs !

Gruß am Pfingstmontag !
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Beitragvon teacy » 16 Mai 2005 20:51

da habe ich heute wieder eine reportage gesehen, früher gab es lebensmittel da hat man sich das ganze jahr darauf gefreut, z.B. Mandarinen (im dezember) und nun gekommt man sie ganz jahr lang, aber was ist das für ein eckliges zeug. Oder diese Spanischen Erdbeeren boah neee....

Wenigstens beim Spargel sind noch die alten Traditionen erhalten, einmal im jahr und damit basta. So muß es sein. da weiß man vorauf man sich freuen kann ........auf die spargel zeit ....*schwärm* mit lecker Hollandaise und schinken....

Aber wenn man alles zu jeden zeitpunkt bekommt???? von Qualität (vitamiene, frische, geschmack)kann dann doch eigenlich nicht die rede sein.
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Beitragvon rnsnbrmpf » 16 Mai 2005 21:11

Helau,

das haben wir aber nun definitiv im Griff, ääh, in der Hand:
Kaufen wir halt nur das, was saisonal bei uns gerade reif ist. Dann können die auf kurz oder lang ihre BASF-Tomaten zu Biogas verarbeiten. :twisted:
Und einkaufen dann noch beim Erzeuger/Bauernmarkt/wenigstens irgendein Markt. Müssen die EU-Chargen sich dann halt überlegen, warum sie wohin ab da die Subventionen schieben. 8)

Mal eine abwegige Idee: Wenn die subventionierten Bauern das Geld dazu verwenden würden, ab da ohne Druck für ihre Umgebung Gesundes zu fairen Preisen zu fabrizieren, um damit den anderen in deren Gegenden das gleiche ebenfalls zu ermöglichen und wir entsprechend einkaufen, wären wir doch alle zufrieden, gesund und glücklich, oder? 8)

Ende Märchenstunde

Grüßle
Roland
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Beitragvon Neele » 17 Mai 2005 10:27

Hallo Lilli,

Du hast schon recht. Auch deutsches Gemüse ist nicht chemiefrei. Allerdings wurde kürzlich festgestellt, dass es sich im normalen Rahmen hält. Während das spanische Gemüse die Grenzwerte um ein vielfaches überschritten hat.

Das Biogemüse aus Deutschland hatte allerdings fast gar keine Chemie. :) Ist natürlich dementsprechend sauteuer.
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