Die DDR-Küche unterschied sich im Großen und Ganzen nicht sehr von der Küche im Westen. Es gab viele Fleischgerichte, Eintöpfe und Süßspeisen. Der Hauptunterschied zur West-Küche lag im Improvisationstalent der DDR-Bürger, die fehlende Zutaten durch ähnliche Produkte ersetzten und so neue Geschmacksrichtungen schufen. Auch kamen viele Speisen aus der Sowjetunion oder Ungarn auf den Tisch – teilweise in abgewandelter Form. Selbst gezogenes Gemüse und Obst vervollständigten den Speisezettel.

Soljanka gab es in jeder DDR-Gaststätte und war auch in den Haushalten sehr beliebt (Bild: Galina Mikhalishina - Fotolia)

Soljanka gab es in jeder DDR-Gaststätte und war auch in den Haushalten sehr beliebt (Bild: Galina Mikhalishina – Fotolia)

Westgerichte in ostdeutscher Interpretation

Ein Westbürger denkt beim Jägerschnitzel an ein Kalbs-oder Schweineschnitzel mit Pilzragout. In der DDR entstand im Zuge der Mangelwirtschaft ein vollkommen anderes Gericht. Anstelle eines Schnitzels wurde eine dicke Scheibe Jagdwurst paniert und gebraten. Dazu servierte man meist Nudeln und die berühmte Tomatensoße der DDR. Ragout Fin hieß Würzfleisch, da es anstelle mit Kalb wie im Original vorgesehen mit magerem Schwein oder Geflügel zubereitet wurde. Dem Geschmack tat das keinen Abbruch. Im Gegenteil, es war so beliebt, dass ein eigenständiges Gericht entstand, das Steak au Four, ein Schweinesteak überbacken mit Würzfleisch.

Auch Fast Food-Gerichte wie Hamburger oder Pizza gab es in den späteren Jahren in einer ostdeutschen Interpretation, neben Klassikern wie dem Rostbrätl, der Bockwurst oder dem Broiler:

Sächsische Quarkkeulchen (Bild: Thomas Schmidt/Wikipedia unter CC BY-SA 3.0)

Sächsische Quarkkeulchen (Bild: Thomas Schmidt/Wikipedia unter CC BY-SA 3.0)

  • Hamburger hießen Grilletta
  • ein Hot Dog hieß Ketwurst
  • Pizza hieß Krusta, belegt mit verfügbaren Zutaten

Regionale Spezialitäten

In der DDR gab es viele regionale Spezialitäten, die heute untrennbar mit der Ostküche verbunden werden. Dazu gehören Thüringer Klöße, Sächsische Quarkkeulchen oder das Leipziger Allerlei. Diese Speisen waren sehr bodenständig und konnten schnell zubereitet werden.

Die benötigten Zutaten waren immer verfügbar und kamen aus der Region. Quarkkeulchen beispielsweise werden aus gekochten Kartoffeln, Quark, Eiern, Mehl, etwas Zucker und Rosinen zubereitet. Dazu gab es dann selbstgemachtes Apfelkompott, am besten aus Selbstanbau.

Gerichte mit osteuropäischem Einfluss

Soljanka war in der DDR ein beliebter Eintopf, hatte ihren Ursprung aber in der Sowjetunion. Der leicht säuerlich schmeckende Wursteintopf mit Tomaten konnte aus Bratenresten, Wurst- und Salami-Enden und anderen Fleischabschnitten hergestellt werden, dazu kamen noch Tomaten, Paprika und Gewürzgurken. Jede Hausfrau hatte ihr eigenes Rezept und angefallene Reste ließen sich so prima verwerten.

Schwedeneisbecher war der Klassiker unter den Desserts in der DDR (Bild: Mark Benecke/Wikipedia unter CC BY-SA 3.0)

Schwedeneisbecher war der Klassiker unter den Desserts in der DDR (Bild: Mark Benecke/Wikipedia unter CC BY-SA 3.0)

Auch das Kesselgulasch und der Schaschlik-Spieß hatten ihren Ursprung in Osteuropa. Klassisches Schaschlik bestand aus Fleischwürfeln, Speckscheiben, Leber und Zwiebel, die abwechselnd auf große Spieße gesteckt und anschließend gebraten oder gegrillt wurden. Dazu gab es oft Letscho, eine Mischung aus eingelegten Paprika in Tomatensoße, häufig aus eigener Herstellung.

Beliebte Desserts

Eine klassische Nachspeise in der DDR war der Schwedeneisbecher, bestehend aus Vanilleeis, Apfelmus, Schlagsahne und Eierlikör. Angeblich entstand er während der Olympischen Winterspiele 1952 in Oslo, als Walter Ulbricht aufgrund einer Niederlage des Klassenfeindes BRD gegen die Schweden seinen Lieblingsnachtisch so taufte. Der benötigte Eierlikör konnte im Bedarfsfall auch selber hergestellt werden, wie so viele andere Fruchtliköre auch.

Äußerst beliebt und preiswert war außerdem selbst hergestelltes Kompott. Eingelegt wurde alles, was der Kleingarten hergab: Birnen, Äpfel, Sauerkirschen, Süßkirschen, Pflaumen, Rhabarber, Stachelbeeren und Erdbeeren. Bananen und Orangen wurden deshalb nur selten vermisst.