Bio hat sein Müsli-Image längst verloren. In vielen Städten gibt es trendige Bio-Supermärkte und so ziemlich jede Supermarktkette und jeder Discounter vertreibt eine eigene Biomarke. Bio ist nicht mehr nur Trend, sondern in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Dennoch bleibt die Frage: Sind Bio-Äpfel und Biomilch tatsächlich besser als konventionelle Lebensmittel? Und wenn ja, warum?

Gemüse und Obst

Auf den ersten Blick sieht man Obst und Gemüse seine Herkunft nicht an. (Bild: Elenathewise – Fotolia)

Monokultur vs. Fruchtfolge

Das entscheidende Argument sind hier die Produktionsbedingungen. Ein Biobauer hat ganz andere Standards und Methoden als der herkömmliche Landwirt, geschweige denn der landwirtschaftliche Großbetrieb. Das fängt schon beim Anbau auf dem Feld an. Der konventionelle Landwirt baut sehr einseitig in Monokultur an. Jahr für Jahr sät er die gleiche Saat auf seinen Äckern aus und erntet auch nur eine Pflanze. Das strapaziert die Böden und beraubt sie schon nach wenigen Jahren ihrer Nährstoffe. Zudem arbeitet die herkömmliche Landwirtschaft mit Pestiziden und chemischen Düngemitteln, die sich in den Pflanzen und damit auch in unseren Lebensmitteln ansammeln. Biobauern hingegen halten nichts von künstlichen Düngemittel und Co. Sie düngen mit Tiermist und bestellen ihre Felder statt in Monokultur nach der Fruchtfolge. Fruchtfolge bezeichnet den Anbau unterschiedlicher Pflanzenarten auf den Feldern (meist Dreifelderwirtschaft) inklusive Brache, während welcher sich der Ackerboden regenerieren kann. Diese Art des Anbaus macht sich auch in der Ernte bemerkbar, denn die Erträge fallen besser aus und die Früchte und Pflanzen sind frei von Schadstoffen. Und keiner von uns isst gern freiwillig belastete Erdbeeren, Kartoffeln und Möhren.

Fleisch als Hauptspeise

Klasse statt Masse: Bio-Fleisch wird immer beliebter. (Bild: Maksim Shebeko – Fotolia)

Intensivtierhaltung vs. artgerechte Haltung

Aber nicht nur beim Pflanzenanbau unterscheiden sich Biobauern von konventionellen Landwirten. Gerade in der Tierhaltung für Fleisch-, Milch- und Eierproduktion unterscheiden sich die Haltungsbedingungen extrem. In der Massentierhaltung, aus der beispielweise 55 Prozent des Schweinefleisches weltweit stammen, werden Tiere technisiert gehalten, d.h. hunderte Tiere werden in riesigen Ställen untergebracht und gefüttert.

Meist sind die Ställe im Vergleich zur Anzahl der gehaltenen Tiere jedoch so klein, dass diese sich kaum bewegen können. Artgerechte Tierhaltung sieht anders aus. Auf Biohöfen hingegen dürfen nur so viele Tiere leben, wie das Land ernähren kann und der Ackerboden Gülle verkraftet. Die Tiere des Biobauern haben nicht nur mehr Platz, sondern Leben die meiste Zeit des Jahres auf Weideflächen, auf denen sie ihr eigenes Frischfutter finden und nicht mit Mastfutter gefüttert werden. Auf chemische und synthetische Futterstoffe wird verzichtet, genauso auf die unnötige Behandlung der Tiere mit Antibiotika.

Auch Bio kann in Massen ungesund sein

Abgesehen von Anbau und Produktion, schmecken Bio-Produkte eigentlich besser? Und sind sie auch gesünder? Grundsätzlich gilt: Wer sich nicht ausgewogen ernährt, der ernährt sich ungesund, daran können auch Bio-Produkte nichts ändern. Wer täglich große Mengen Erdbeerkuchen nach Großmutters Rezept und anderes Gebäck verschlingt, der ernährt sich nicht gesund, selbst wenn die Erdbeeren vom örtlichen Biobauern stammen und die Milch von glücklichen Kühen.

Hormonspritze

Zugesetzte Medikamente sollen den Profit der Bauern maximieren. (Bild: Eisenhans – Fotolia)

Der Vorteil der biologisch angebauten Lebensmittel gegenüber den sonstigen Supermarktprodukten ist ihre Schadstofffreiheit durch den Verzicht auf chemische Pflanzenschutzmittel, Kunstdünger und Antibiotika. Zwar sind die in Lebensmitteln nachgewiesenen Mengen in der Regel sehr gering, dennoch kommt es nicht umsonst zu Verboten bestimmter Pestizide. Über die Langzweitauswirkungen auf die Gesundheit des Menschen gibt es in den meisten Fällen keine Studien, dennoch sollte der Verbraucher darauf achten, sich nicht unnötig Schadstoffbelastungen auszusetzen und kontaminierte Lebensmittel zu sich zu nehmen. Reine Vermutung hingegen ist, dass Bio-Produkte von Natur aus mehr gesunde Nährstoffe und Mineralien beinhalten.

Auf den Geschmack kommt es an

Genussmenschen wissen es schon lange: Geschmack ist nicht nur Schmecken, sondern ein sensorisches Ereignis, das im Hirn zur Ausschüttung von Serotonin führen kann und dadurch glücklich macht. Geschmacklich überzeugen die Produkte aus ökologischer Landwirtschaft in den meisten Fällen. Obst und Gemüse bekommen vom Bauern mehr Zeit bis zur Reife, enthalten weniger Wasser als vergleichbare Arten aus dem Gewächshaus oder dem konventionellen Anbau und schmecken schon allein dadurch einfach intensiver. Zudem enthalten sie in vielen Fällen mehr an sekundären Pflanzenstoffen, Ballaststoffen und Vitaminen. Biomilch enthält zudem mehr Omega-3-Fettsäuren und ist damit nachweislich gesünder als konventionelle Vollmilch oder gar H-Milch. Und auch geschmacklich liegt Vollmilch von Bio-Kühen weit vor der wässrigen haltbaren.

Erdbeeren

Früchte aus regionalem Anbau schonen die Umwelt. (Bild: Shestakoff – Fotolia)

Bio ist gut für die Umwelt

Neben den Aspekten Tierhaltung, Gesundheit und Geschmack ist vor allem der Gedanke an die Umwelt, der viele Verbraucher zu Bio-Produkten greifen lässt. Biobauern verzichten auf Kunstdünger und chemische Pflanzenschutzmittel, die im konventionellen Anbau nicht nur die Pflanzen belasten, sondern auch in den Boden und ins Grundwasser gelangen können. Außerdem wird ein Großteil der Öko-Produkte von lokalen Bauern erzeugt und muss nicht tausende Kilometer durch die Welt gefahren werden, um bei uns im Regal zu landen. Damit haben sie gleichzeitig eine deutlich positivere Ökobilanz als herkömmliche Lebensmittel.

Auf exotische Früchte aus dem Ausland sollte man zum einen nur zur Saison und zum anderen lediglich in Ausnahmefällen zurückgreifen, denn sie werden meistens mit dem Flugzeug transportiert und sind in ihrer Ökobilanz weitaus schlechter als beispielsweise spanische Tomaten aus dem Gewächshaus. Übrigens, es kommt auch bei vermeintlichen Bio-Produkten zu Etikettenschwindel. Nur den Verbandssiegeln „Bio“ und „biologisch“, als auch „Öko“ und „Ökologisch“ kann man hundertprozentig trauen. Alle anderen Bezeichnungen können im Zweifelsfall aus unkontrolliertem Anbau stammen und den Anforderungen an Bio-Produkte nicht genügen. Auf Produkte von Anbauverbänden wie Demeter und Bioland hingegen kann man sich verlassen und auch das EG-ÖKO-Siegel kennzeichnet unter strengen Kriterien hergestellte Bio-Produkte.